Katerstimmung im Tierheim
Das Oberkircher Tierheim gerät an seine Belastungsgrenze. Immer mehr Tiere, vor allem Katzen, muss die Station auffangen, pflegen und beherbergen. Jetzt schlagen die Tierschützer Alarm.
Irene Papp, hier mit Kater Stanley, verfolgt ihre Arbeit im Tierschutzverein mit viel Herzblut. Doch die Umstände werden zunehmend widriger. Sie wünscht sich ein größeres Bewusstsein bei der Stadt und in der Bevölkerung. Foto: Julian Ehinger
Tiere machen Arbeit. Kaum jemand weiß das besser als Irene Papp, Vorsitzende des Tierschutzvereins Oberkirch. Und doch ist sie seit Jahrzehnten mit Herzblut bei der Sache – immer im Einsatz für ihre Freunde auf vier Pfoten und unterstützt von den engagierten Mitgliedern des Vereins. Doch in jüngster Zeit gerät das Oberkircher Tierheim mitsamt Verein und Vorsitzender an seine Grenze. 52 Katzen und elf Kaninchen bevölkern die Anlage hinter dem Hans-Furler-Gymnasium derzeit.
Vermeintliche "Fundtiere"
Mit Gehegen, Containern, Isolierstation und einem sogenannten "Mutter-Kind-Bereich" kann das Tierheim eigentlich bis zu 40 Katzen aufnehmen. Doch diese Grenze ist gesprengt. Seit Corona steigen die Zahlen abgegebener oder ausgesetzter Tiere ohnehin, berichtet Papp. Nun kommt auch noch die alljährliche Urlaubszeit hinzu, die seit jeher mit dem Aussetzen von Tieren einhergeht.
Häufig bringen Menschen auch "Fundkatzen" im Tierheim vorbei – immerhin. Aber Irene Papp ist sich sicher: "Wir werden oft angelogen. Die Tiere sind zutraulich und Menschen gewohnt." Ein klares Indiz sei das, dass die vermeintlichen "Finder" ihr Haustier einfach nur loswerden wollten.
"Da kriege ich Puls"
Auch eine beliebte Floskel laut Papp: die Katzenhaar-Allergie. Plötzlich aus dem Nichts aufgetreten und nun müsse das Tier eben schnell weg. "Da kriege ich schon einen Puls, wenn ich das höre", sagt sie. Aktuell nehmen vor allem Katzenmütter und ihre Jungen überhand im Oberkircher Tierheim. Fünf Mütter und insgesamt 23 Katzenjungen werden dort aktuell versorgt. Jüngst kam eine sechste samt Jungen hinzu. "Wir nehmen natürlich alle auf, soweit es irgendwie möglich ist. Wir sind schließlich Tierschützer und uns liegt das Wohl der Tiere am Herzen", erklärt die Vereinsvorsitzende.
Aber die Katzenstation und die Ressourcen des Vereins geraten allmählich an die Grenzen. Nicht zuletzt, weil die Mütter mit ihren Jungen gesondert untergebracht werden müssen. Zuletzt musste nun sogar tatsächlich ein Aufnahmestopp verhängt werden.
Tiere sollen es gut haben
Um Platz zu haben, muss der Verein die abgegebenen und aufgefundenen Tiere vermitteln. Das fällt zum einen, gerade bei älteren Tieren, nicht immer leicht. Zum anderen stellt der Verein aber auch Ansprüche an Interessenten. Die Tiere sollen es schließlich in ihrem neuen Zuhause gut haben. Dafür müssen die Bedingungen bei den potenziellen neuen Haltern stimmen. Kaninchen brauchen Freilauf und Platz zum Buddeln, Hunde viel Zeit und Aufmerksamkeit. Auch bei Katzen muss das Umfeld ihrem Charakter entsprechend stimmen.
Für ihre Schützlinge wenden die Ehrenamtlichen im Tierschutzverein viel Zeit auf: Besuche beim Tierarzt, Pflege, Zuwendung, das tägliche Füttern und vieles mehr. Ihre Arbeit machen sie gerne und mit Herzblut, versichert Irene Papp. Doch die Bedingungen müssen sich ändern, das sagt sie deutlich. Kommunen wie Oberkirch bräuchten endlich eine Katzenschutzverordnung.
Verwilderung verhindern
Damit soll vor allem die Kastration für Besitzer verpflichtend werden, um verwilderte Populationen zu verhindern. Denn um die muss sich am Ende der Tierschutzverein kümmern. Und Irene Papp spricht von regelrechten Brennpunkten, wo immer wieder Tiere gefunden und abgeholt werden müssen. Sie meint damit vor allem die besonders ländlich geprägten Gegenden im Renchtal mit vielen Höfen.
Eine Katzenschutzverordnung kann in Baden-Württemberg jede Kommune selbstständig erlassen. Auf Anfrage verweist die Stadt Oberkirch auf eine Pressemitteilung von 2023, in der hinsichtlich einer Katzenschutzverordnung von "komplexen rechtlichen Vorschriften" und erforderlicher "interkommunaler Abstimmung" die Rede war. Aktuell würden noch Unterlagen des Tierschutzvereins ausstehen, um bei dem Thema weiterzukommen. Irene Papp widerspricht dem. Sie mache kontinuierlich Meldung über wilde Katzenpopulationen und ihre Fundtiere. Für sie ist es nicht einleuchtend, warum die Stadt bei dem Thema nicht weiterkommt.
Wachsende Bürokratie
Doch der Tierschutzverein hat nicht nur Kapazitätsprobleme. Tierarztbesuche, Futter, Unterhalt der Station – die Kosten für all das sind teils deutlich gestiegen. Obendrein sind Erweiterungen des Tierheims geplant, um die steigende Zahl an unterzubringenden Tieren bewältigen zu können. Hinzu kommt ein "Übermaß" an Bürokratie durch Dokumentationen oder Anträge, führt Irene Papp aus.
Ihre Leidenschaft für Tiere verliert sie nicht. Das gilt auch für ihre Mitstreiter. Doch Ressourcen, Kraft und Kapazitäten sind endlich. Dabei ist ihre Arbeit wichtig, auch für die Kommunen. Irene Papp macht deutlich: "Wenn wir es nicht mehr tun, tut es keiner."
Mittelbadische Presse vom 18.06.2024
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